Der Putsch von 1965; Indiens turbulente Wendezeit und die Rolle von Sukarno

 Der Putsch von 1965; Indiens turbulente Wendezeit und die Rolle von Sukarno

Indonesien, ein Inselreich voller Schönheit und kultureller Vielfalt, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Von kolonialen Mächten beherrscht, zu Unabhängigkeit kämpfend und schließlich in einen Strudel politischer Instabilität geraten – Indonesiens Weg war nie geradlinig. Eine Periode, die das Land tiefgreifend veränderte und bis heute diskutiert wird, ist der Putsch von 1965. Dieses Ereignis, geprägt von Gewalt und Intrigen, markierte eine Wendezeit für Indonesien und führte zum Sturz des ersten Präsidenten Sukarno.

Sukarno, ein charismatischer Führer mit einer visionären Vorstellung eines unabhängigen Indonesiens, spielte eine zentrale Rolle in der indonesischen Unabhängigkeitsbewegung gegen die niederländische Kolonialmacht. Nach dem Ende der japanischen Besatzung im Zweiten Weltkrieg trug Sukarno maßgeblich zur Gründung der Republik Indonesien bei und wurde 1945 zum ersten Präsidenten ernannt. Er führte das Land durch turbulente Zeiten, prägte eine nationale Identität und verfolgte einen Kurs des “neutralen Blocks” zwischen den Supermächten während des Kalten Krieges.

Doch Sukarnos Herrschaft war nicht frei von Kritik. Seine autoritären Tendenzen, die wirtschaftliche Instabilität und die zunehmende Spannungen zwischen verschiedenen politischen Fraktionen schwächten seine Position. In diesem Klima der Unzufriedenheit begann sich ein Plan zu entwickeln, der das politische Gefüge Indonesiens für immer verändern sollte: Der Putsch von 1965.

Die Hintergründe des Putsches

Der Putsch von 1965, auch bekannt als “Gerakan 30 September” (G30S/PKI), war eine gescheiterte Aktion einer linken Militäreinheit, die sich mit der Kommunistischen Partei Indonesiens (PKI) verbündete. Die genauen Hintergründe des Putsches sind bis heute umstritten, doch es wird vermutet, dass politische Rivalitäten und ideologische Spannungen eine wichtige Rolle spielten.

Die Verschwörer zielten darauf ab, Sukarno zu stürzen und eine kommunistische Regierung in Indonesien zu etablieren. In der Nacht vom 30. September auf den 1. Oktober 1965 wurden sechs hochrangige Generale der indonesischen Armee entführt und ermordet. Die Tat löste eine Welle des Hasses und der Verfolgung gegen Kommunisten aus.

General Suharto, der spätere Präsident Indonesiens, nutzte die Gelegenheit, um seine Macht zu festigen. Er beschuldigte die PKI der Verantwortung für den Putsch und leitete eine brutale Säuberungswelle ein, in der geschätzt zwischen 500.000 und einer Million Menschen ums Leben kamen –

meist Kommunisten, linke Sympathisanten und auch viele Unschuldige.

Die Folgen des Putsches

Der Putsch von 1965 hatte tiefgreifende Auswirkungen auf Indonesien:

Aspekt Auswirkung
Politisches System Ende der Sukarno-Ära, Beginn der Suharto-Diktatur (1967 - 1998)
Wirtschaft Einführung von neoliberalem Wirtschaftsmodell
Gesellschaft Zersetzung des sozialen Gewebes, tiefe Spaltung und Trauma

Sukarno wurde nach dem Putsch abgesetzt und starb 1970 im Exil. Suharto etablierte eine autoritäre Herrschaft, die über drei Jahrzehnte dauerte. Während seiner Präsidentschaft erlebte Indonesien zwar wirtschaftliches Wachstum, aber auch massive Menschenrechtsverletzungen und politische Unterdrückung.

Der Putsch von 1965 bleibt bis heute ein sensibles Thema in Indonesien. Die historischen Ereignisse werden oft verzerrt dargestellt, die Opfer kaum erwähnt. Eine offene Diskussion über die Ursachen des Putsches, die Rolle der verschiedenen Akteure und die Folgen für die indonesische Gesellschaft findet nur langsam statt.

Ein Blick nach vorne: Erinnerungskultur und Gerechtigkeit

Die Aufarbeitung des Putsches von 1965 ist ein komplexer und schwieriger Prozess. Indonesien steht vor der Herausforderung, die historische Wahrheit aufzudecken, die Opfer zu würdigen und einen Weg in eine gerechtere Zukunft zu finden.

Die Entwicklung einer kritischen Erinnerungskultur, die offener Umgang mit den traumatischen Ereignissen und die Suche nach Gerechtigkeit für die Opfer sind wichtige Schritte auf diesem Weg.